Griechische Keramik

Obwohl wir alle mit Keramik meistens Amphoren und gelegentlich eine Trinkschale assoziieren, ist die griechische Kultur wesentlich reicher an Form und Verzierung als wir es uns normalerweise denken. Und auch die Entwicklung spielt sich über einen deutlich längeren Zeitraum ab, als nur die klassische oder hellenistische Phase.

Formen

Es existiert eine fast schon unheimliche Zahl standartisierter Formen, die man gemeinhin in Klassen einteilt. Die Gefäße sind eingeteilt in solche zum trinken, mischen, transportieren und verwahren, für Salben und Öle, als Grabgeschenke und zu besonderen Anläßen usw. usf. An dieser Stelle können natürlich nicht alle jemals auftretenden Gestaltungsmöglichkeiten behandelt werden, und so lassen wir Sonderformen unter den Tisch fallen und betrachten nur die häufigsten.

Aufbau

Man orientiert sich bei der Enteilung der Gefäße an menschlicher Anatomie. Sie stehen auf einem Fuß, besitzen einen Bauch und eine Schulter, gehen über in einen Hals und münden ggf. in einer Lippe.

Die Transportgefäße

Am bekanntesten ist wohl die Amphora. Sie mußte nicht zwangsläufig einen Fuß haben, wurde sie doch oft gestapelt, eingegraben oder in einem Gestell gehalten. Die verbreitetsten Typen waren die Bauch- und die Halsamphore. Während bei der ersten der Bauch besonders weit auswölbte ist, gehen bei der zweiten die Henkel deutlich in die Schulter über. Der Hals ist ebenso wie die Lippe eng, damit das Gefäß verschlossen werden kann, etwa mit Korken oder einer Bleiplombe. Auch die Hydria wurde zum Transport genutzt. Diese Vasenform besitzt zwei waagerechte Henkel und einen Senkrechten, so dass man sie tragen konnte, aber auch aus ihr schütten. Hals und Schulter sind klar voneinander getrennt. Ander ist dies bei der Pelike. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie eine Bauchamphora, besitzt aber einen stärker gewölbten Bauch und keine klare Schulter.

Der Wein wurde nicht direkt aus den Vorratsgefäßen eingeschenkt, sondern mit Wasser verdünnt. Dazu bediente man sich der Mischgefäße. Dazu gehören Kratere, die je nach ihrer Form benannt werden. Der Kolonettenkrater ist an seinen, von der Schulter zur Lippe reichenden Henkeln zu erkennen, die gerade verlaufen. Die zu Voluten gekringelten Henkel geben dem Volutenkrater denn auch den Namen, während Kelchkrater und Glockenkrater, auf die Lippe gestellt den Namensgebenden Vorbildern insgesamt gleichen. Als Lebes bezeichnet man eine weitere Form, die ohne Henkel auskommt, außer in seiner Sonderform, des Lebes Gamikos als Hochzeitskessel. Alle Mischgefäße kennzeichnen sich durch ihre weite Öffnung, die es erlaubt, darin zu verrühren und zu schöpfen. Ausgeschenkt wurde dementsprechend aus einer Kanne, der Oinochoe.

Als Trinkgefäße dienten denn auch eine reiche Auswahl an Gefäßen. Kylix, eine Trinkschale, Kyathos, ein einhenkliger Becher oder sein großer Bruder, der Kantharos konnte dazu ebenso genutzt werden wie ein richtiger Becher, der wie vorher genannter zwei Henkel besaß, wobei diese nicht senkrecht (Kantharos) sondern waagerecht angebracht waren. Dieser Becher wird Skyphos genannt. Besonders heraus stechen Mastos, ein Becher der eine weibliche Brust nachempfindet und Rhyton, ein Trinkhorn, dass Tierköpfen nachempfunden war und oftmals unten ein kleines Loch aufwies, durch welches die Getränke wieder herausflossen. Die Phiale spielt eine Mittlerrolle zwischen Weihe- und Trinkgefäß. Zumeist waren diese Schalen Als Salb Gefäße bezeichnet man eine ganze Reihe von kleineren Gefäßen, in denen Öle und Salben aufbewahrt und ausgeschüttet wurden. Dazu zählen Aryballos, Askos, Lekythe und Exaleiptron.

Die Vasenmalerei

Lange nicht alle Gefäße wurden bemalt. Jene aber welche bemalt wurden geben uns heute Aufschluss, wann die Vase hergestellt wurde, und mitunter auch wo. In der sog. spätgeometrischen Epoche begann man mit figürlicher Darstellung. Kaum zu erkennen waren diese schwarz gemalten Silhouetten, aber man konnte herausfinden was gemeint war. In der archaischen Zeit setzt sich sodann die schwarzfigurige Vasenmalerei durch. Die Figuren werden in die Keramik eingeritzt und dann mit der schwarzen Tonfarbe ausgemalt, wobei mittels Verdünnung auch Nuancen etwa für die Haare oder Kleidung genutzt werden. Im Laufe des 6. Jh.v.Chr. wird aus der stilisierten Ebenen Darstellung, bei der die Figuren einer Szene immer nur in einer Ebene agieren und etwa die Augen immer in einer Frontale gemalt werden eine belebtere und realistischere Wiedergabe von vorwiegend mythologischen Szenen. Auch kommt am Ende des 6. Jh.v.Chr. etwa in den 30ern eine neue Malweise auf. Die rotfigurige Malerei kehrt die bisher genutzte Technik um, man malt alles um die Figuren aus und nutzt nur feine Linien für die Konturen etwa der Kleidung. Eine Weile entstehen durch Verwendung beider Techniken blingue Vasen, also Keramik auf der beide Varianten gleichzeitig genutzt werden, meist auf jeder Seite eine Art. Doch im 5. Jh.v.Chr. setzt sich dann die rotfigurige Malerei durch und hinterlässt schwarzfiguriges nur im minderwertigen Bereich und als Preis in den panathenäischen Wettbewerben. Mit dem 3. Jh.v.Chr. endet spätestens aber auch diese Phase der Kunst, und man gestaltet die Vasen deutlich farbenprächtiger. Eine Sonderform in klassischer Zeit stellen die Grabgefäße dar, die oftmals weißfigurig gestaltet werden.

Die Technik des Brennens

Die in archaischer und klassischer Zeit verwandte Technik des Bemalens und Brennens beruhte auf Tonfarben. Die schwarze Farbe, Firniss genannt, besteht ebenfalls aus Ton, der durch Zugabe von Wasser verschieden intensiv sein konnte. Um die Farben aber so zu erhalten, wie sie sich letztlich darstellen sollten, musste jede Vase dreimal gebrannt werden. Der erste, der sog. oxydierende Brand verursachte eine Rotfärbung der gesamten Keramik. Im zweiten, dem reduzierenden Brand wurde diese Wirkung umgekehrt und alles wurde schwarz. Erst durch den dritten, den reoxydierenden Brand färbte sich alles, was nicht mit Firniß bemalt war wieder rot. Das Ganze geschah in bestimmten Brennöfen, die neben einer unten gelagerten Feuerkeller, die durch einen löchrigen Boden, der Lochtenne mit der eigentlichen Brennkammer verbunden war. Ein Abzug sorgte für Versorgung und Rauchabzug, während Seitenöffnungen in der letzten Brennphase geöffnet wurden, um wieder Sauerstoff zuzuführen.